24.12.17

Voll verschleiert!

Frankreich 2017 (Cherchez la Femme!) Regie: Sou Abadi mit Félix Moati, Camélia Jordana, William Lebghil 88 Min. FSK: ab 6

Französische Gesellschaftskomödien waren in letzter Zeit oft mit üblem und plattem Rassismus verseucht. „Voll verschleiert!" ist als Grenzfall zwischen Drama und Komödie nicht überzeugend, vermeidet aber zumindest Fettnäpfe und Plattitüden.

Die französischen Studenten Armand und Leila leben und lieben sich im Heute. Dass seine Eltern vor den Religiösen aus dem Iran flüchteten und ihre aus Marokko stammten, interessiert das aufgeklärte Paar nicht. Sie wollen gemeinsam nach New York und dort ein Praktikum bei den Vereinten Nationen absolvieren. Dann kommt Leilas Bruder Mahmoud aus dem Jemen zurück. Islamistische Gehirnwäsche macht ihn zum Sittenwächter von Bruder und Schwester. Mahmoud verbrennt Leilas Ausweis, sperrt sie zuhause ein und schluckt ihre Sim-Karte herunter. Die würde übrigens mit Schweine-Gelantine produziert, lautet die aufgeweckte Antwort der Studentin. Zudem will er den kleineren Bruder, der noch nicht erwachsen ist, in den jemenitischen Bürgerkrieg schicken.

Die Doku-Regisseurin Sou Abadi zeigt in ihrem Spielfilmdebüt Erschreckendes. „Voll verschleiert!" wirkt lange nicht wie Komödie, sondern wie ein Drama über den grassierenden menschenfeindlichen Wahnsinn namens Religion. Dann taucht Armand, um Leila überhaupt sehen zu können, verhüllt unter einem Niqab als Leilas neue beste Freundin Scheherazade auf. Dass sich der Hardcore-Religiösist Mahmoud ausgerechnet in die mysteriöse, verschleierte Dame verliebt, macht alles aberwitzig komisch. Trotz Burka-Verbot rennt Armand dauernd verhüllt durch die Stadt und wird dabei regelmäßig von einem Verkehrspolizisten ermahnt. Der engagierte Liebhaber findet sich nun zwischen mehr als zwei Welten, denn seine Eltern sind radikal säkular und kämpferisch für die Menschenrechte.

Zwar verfährt die Komödie etwas plump bei zufälligen verschleierten Begegnungen im Bus, wo seine Mutter dieser Frau Vorwürfe macht, dass sie sich in Freiheit für die Unfreiheit der Burka entscheidet. Doch es gibt auch eine herrliche Maskerade, in der ein Haufen befreundeter Flüchtlinge eine traditionelle Brautwerbung vorspielen und mitten in Paris Schafe als Brautpreis verlangen. „Voll verschleiert!" macht es sich nicht leicht mit zu leichtem Humor und erlaubt sich ein halboffenes Ende, das kurz wieder die real problematische Situation ernst nimmt. Was selbstverständlich in der Kürze nicht aufgehen kann.