21.8.17

Happy Family

BRD 2017 Regie: Holger Tappe 93 Min. FSK: ab 0

Wow, was für ein Dracula! Die Mischung aus George Clooney und Ironman sollte mal öfters raus aus dem alten Schloss und nicht wegen einer alten Liebe in tausendjähriger Schwermut versinken. Zum Glück weckt ihn ein Anruf aus dem Selbstmitleid. Emma Wünschmann aus New York erkundigt sich nach falschen Vampirzähnen. Wie Emma jetzt an die Nummer des attraktiven Vampirs mit dem spanischen Dialekt kam, ist das erste von unzähligen Unstimmigkeiten eines Animationsfilms der - wie dieser Dracula - nur gut aussieht und ansonsten ziemlich mies ist.

Der sehr moderne und aufgrund des Telefonkontaktes frisch verliebte Dracula beauftragt ganz altmodisch die Hexe Baba Yaga, Emma in eine Vampirin zu verwandeln. Was nur klappt, wenn der betreffende Mensch unglücklich ist. Zum Glück leidet die Buchhändlerin weil der kleine Sohn gemobbt wird, die Tochter Teenager ist und der Mann Frank nur arbeitet. So hat Baba Yagas Zauber besonders viel Erfolg: Die ganze unglückliche Familie, die in Monsterverkleidung auf dem Weg zum Kostümfest ist, verwandelt sich in eine Vampir-Frau, eine Teenager-Mumie, einen kleinen Werwolf und Frank wird zu - haha - Frankenstein. Das Warum bleibt haarsträubend bei dieser Verfilmung einer Vorlage David Safiers, die er selbst mit Catharina Junk für einen sehr dick aufgesetzten und mangelhaft konstruierten Film umschrieb.

Hyperrealistische Animationsfiguren fangen an, Spaß zu machen, doch innerhalb von zehn Minuten verwandelt sich „Happy Familiy" zu einem Familien-Problemfilm. Die Musik von Hendrik Schwarzer behauptet ganz großes Drama, das Drehbuch liefert dazu nur ein dünnes Abziehbild von Konflikten des Nachmittags-Fernsehens. Es ist schon schlimm, dass die simpelsten Sinnsprüche (innere Schönheit ...) als Inhalt hinhalten sollen. Wie unverschämt schlecht sie verkauft werden, macht alle technische Brillanz zu einem abgeschmackten Tand. Die Namen der Verantwortlichen zeigen, dass hier deutsche Animation auf dem Weltmarkt mitspielen will, aber eine große Mängelliste scheint die einzige eigenständige Qualität des nur wenig glaubwürdigen und oft sinnfreien Bieder-Spaßes zu sein.