10.7.17

Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner

BRD 2017 Regie: Pepe Danquart mit Jessica Schwarz, Felix Klare, Christoph Letkowski, Judy Winter 101 Min. FSK: ab 6

Man könnte zur Gelegenheit der Tour de France noch mal Pepe Danquarts Dokumentation „Höllentour" sehen ... aber was macht frau dann? Einfach den neuen Danquart sehen, in dem die Welt nicht nur gender-mäßig genau so übersichtlich aufgeteilt ist. Kerstin Gier („Smaragdgrün") schrieb die Vorlage zur romantischen Komödie mit einer kleinen aber entscheidenden Zeitreise.

Auch diesmal steht ein Fahrrad am Anfang, dann liegt es platt am Boden, weil die tollpatschige Kati (Jessica Schwarz) es beim Ausparken „übersehen" hat. Später hängt es demoliert an der Wand einer Familien-Wohnung, weil sein Besitzer Felix (Felix Klare), ein angehender Arzt, in den letzten fünf Jahren große Liebe und Ehemann von Kati wurde. In der Beziehungs-Mathematik, kurz im Zeichentrick zusammengefasst, bedeutet dies vier Jahre Glück und eines zum Auseinanderleben. Angesichts eines Workaholics der abends nur noch einschläft, stellt sich nach der Begegnung mit dem äußerst charmanten Mathias (Christoph Letkowski) die Frage nach einem Seitensprung. Es knallt aber dann ganz anderes, nach einem Autounfall wacht Kati im Krankenhaus auf. Viel schlanker, mit längeren Haaren und Menschen um sie rum, die sich komisch verhalten ... Kati ist wieder am Zeitpunkt im Leben kurz bevor sie vor fünf Jahren Felix kennenlernte.

„Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner" erweist sich nun als singulärer Murmeltier-Film: Nur einmal bekommt Kati die Gelegenheit, alles anders und vor allem besser zu machen. Sie wundert sich nicht lange und tippt direkt die richtigen Lottozahlen. Ihr Gedächtnis muss sehr gut sein, denn sie kennt ihre Einsätze im Lauf der Zeit: Das erste Treffen mit dem späteren Mann, der Moment, in dem die Freundin diesmal rechtzeitig zum Frauenarzt muss. Katis Plan lautet: Felix diesmal auf jeden Fall aus dem Weg gehen, was auf komische Weise nur bedingt klappt. Aber auch Mathias taucht überall auf...

„Wenn Du dann da bist, merkst Du dann ganz schnell, dass es doch nur Gras ist...." Trotz des wie üblich vom Leben abgehobenen deutschen Komödien-Settings - mit einer Agentur, in der nur über Beziehungsprobleme geredet wird - lässt sich aus der unterhaltsamen romantischen Komödie durchaus was fürs Leben mitnehmen. Und trotz mehrerer Nachlässigkeiten auf eine Art, die einige Hollywood-Romanzen auch nicht besser machen.

Die hervorragende Jessica Schwarz kann einem sowieso jeden Mist verkaufen. Sie spielt exzellent sowohl tragisch als auch als ungebremste Ulknudel wie hier, wo sie als fröhlicher, optimistischer Mensch gleichzeitig zu doof ist, einen Stecker einzustecken. Christoph Letkowski machte schon in dem romantischen Melodram „Die Reste meines Lebens" einen guten Eindruck. Auch sonst ist die Besetzung ausgezeichnet: Pheline Roggan experimentiert als lächerliche Esoterikerin im Büro mit Hasch-Keksen und Eigenurin. Julianne Köhler gibt eine kühl-knallharte Chefin. Bei allen guten Dingen ist dies leider auch ein Film für die ganz Begriffsstutzigen, mit unerträglich überdeutlichen Szenen, in denen alles gesagt wird, was sowieso schon klar ist. Das filmische Äquivalent zur Sommerlektüre, für das der eigene Sinnspruch gilt: Wonach man sich sehnt, ist nicht immer das, was man braucht.