11.4.17

The Birth of a Nation

The Birth of a Nation

USA 2016 Regie: Nate Parker mit Nate Parker, Armie Hammer, Mark Boone jr. 120 Min. FSK: ab 16

Der erst umjubelte und dann wegen einem persönlichen Vorwurf gegen Regisseur und Hauptdarsteller Nate Parker diskreditierte Film erzählt die wahre Geschichte von Nat Turner (Parker): Als junger Sklave bekommt er im Süden der Vereinigten Staaten die Gelegenheit, lesen zu lernen, auch wenn die so gutherzige „Misses" ihn nur als gottgegebene Ausnahme der gottgegebenen Ordnung sieht. Später muss Nat zwar wieder auf dem Feld arbeiten, bleibt aber mit der Bibel in der Hand Prediger der Sklaven-Gemeinde. Er führt unter einem klugen, menschlichen Besitzer ein relativ gutes Leben, darf seine große Liebe heiraten. Doch jederzeit kann ihn dumpfer und brutaler Rassismus anspringen. Die Methoden, die Nate auf einer Predigtreise erleben muss, sind schon beim Zusehen unerträglich. Eingesetzt, um aufkeimende Unruhe mit Gottes Wort von Unterwerfung und Demut zu unterdrücken, predigt er angesichts dieser Erfahrung immer revolutionärere Aspekte der Bibel. Schließlich beginnt er mit anderen Sklaven 1831 einen 48-stündigen Aufstand.

Ganz bewusst stellt Nate Parker seinen Film dem gleichnamigen Klassiker von D.W. Griffith („Die Geburt einer Nation") aus dem Jahre 1915 gegenüber. Zwar wegen seiner modernen Filmtechniken berühmt, wurde darin extrem rassistisch der Ku-Klux-Klan als Macht des Guten gezeichnet. „The Birth of a Nation" aus 2016 wird als neue filmische Perspektive auf die Sklaverei verkauft. Aber auch wenn es mit dem schwarzen Regisseur, Autor und Hauptdarsteller es eine Art Siegel der Authentizität gibt, macht dies den Film nicht automatisch zu einem exzellenten. „12 Years a Slave" von Steve McQueen, „Amistad" von Steven Spielberg, „Glory" von Edward Zwick und sogar „Django Unchained" von Tarantino sind eindrucksvollere Filme.

Der eigentliche blutige Aufstand nimmt nur das letzte Viertel ein, der Fokus liegt auf der Geschichte von Nat Turner. Als guter Mainstream ist der Film in den Grausamkeiten zurückhaltend, flieht für die Folgen einer brutalen Vergewaltigung zu einem symbolischen Bild, um in den Szenen des letztendlichen Scheiterns zu Nina Simones „Strange Fruit" am ergreifendsten zu sein. Ein „match cut" legt am Ende über Jahrzehnte die Verbindung zu den schwarzen Truppen im Bürgerkrieg, zu einem ersten Schritt der Befreiung.