14.3.17

Zwischen den Jahren

BRD 2017 Regie: Lars Henning mit Peter Kurth, Karl Markovics, Catrin Striebeck 96 Min. FSK: ab 12

Der ungemein kraftvolle Debütfilm „Zwischen den Jahren" konfrontiert einen Mörder 18 Jahre nach seinem Verbrechen mit dem Ehemann und Vater der Opfer. Becker (Peter Kurth) hat seine Strafe verbüßt, arbeitet nun einsam lebend und extrem wortkarg - „muss das Gequatsche immer sein?" - als Wachmann. Bis ihn zufällig Dahlmann (Karl Markovics) sieht, der mittlerweile gebrochene Mann, der durch Becker Frau und Kind verlor. Ganz offensichtlich verfolgt das Opfer nun den Täter, stalkt, zerstört dessen Wohnung, droht und fährt Becker auf der Straße an. Die Polizei will nicht helfen, ein Treffen der Männer bleibt ohne Versöhnung.

„Was machen wir hier eigentlich?" ist eine große Frage für diese schicksalhafte Konfrontation. Der Film lässt die Verzweiflung beider Seiten nachempfinden, doch auf die andere Frage „Sind sie jetzt ein anderer Mensch?" gibt es unterschiedliche Antworten. Becker kämpft mit seinen Wutanfällen und um die Möglichkeit eines Neuanfangs mit einer kleinen Familie. Die Ausweglosigkeit seiner Situation macht aus „Zwischen den Jahren" einen Thriller, einen sensiblen Rachefilm und ein unbedingt sehenswertes Debüt.

Es ist großartig, wie Peter Kurth (Deutscher Filmpreis 2016) die zerrüttete und sensible Gestalt Becker darstellt. Auch Karl Markovics („Die Fälscher") und Catrin Striebeck („Gegen die Wand") als Beckers neue Freundin sind eindrucksvolle Charakterköpfe, die hier in der Darstellung brüchiger Figuren reüssieren. Man muss beim Gespräch der beiden Schicksals-Genossen tatsächlich an das Treffen von Al Pacino und Robert De Niro als Gegner in „Heat" denken. Die auch von Lars Henning geschriebene Geschichte von „Zwischen den Jahren" könnte mit einem De Niro, Brad Pitt oder anderen Hollywood-Charaktere inszeniert sein. Dann erhielte sie mehr Aufmerksamkeit, wäre aber nicht unbedingt besser.