9.1.17

Why him?

USA, 2016 Regie: John Hamburg mit James Franco, Bryan Cranston, Zoey Deutch, Megan Mullally 112 Min. FSK: ab 12

Blöde Frage! „Why him?", wieso der? Weil James Franco alles kann. Von super bis peinlich romantisch, vom ernsten Drama bis zu bescheuertsten Klamauk. Und in dieser Ecke tummelt er sich mit diesem „Mein Schwiegervater, meine Perversitäten und ich". „Why him?" funktioniert von Anfang an nur in Kombination mit dieser furchtbaren amerikanischen Verklemmtheit. Nur wenn beim Anblick eines nackten Hintern die Welt zusammen bricht, hat diese Komödie eine Grundlage:

Ned (Bryan Cranston) ist ein Unternehmer vom alten Eisen, beziehungsweise von der aussterbenden Papierindustrie, dessen Druckerei eigentlich pleite ist. Dieser fürsorgliche Vater aus Ohio besucht mit seiner Familie zum Weihnachtsfest Tochter Stephanie (Zoey Deutch) in Kalifornien und trifft auf deren neuen Freund Laird (James Franco). Der total durchgeknallte Internet-Millionär hat ihr Tattoo über dem Herzen und die Weihnachtskarte der Familie frisch auf dem Rücken gestochen. Auf dem riesigen Grundstück hält Laird sich einen Selbstversorger-Zoo, schräge Angestellte und Kunst, noch provokanter als er selbst. Direkt zur Begrüßung gibt es einen Austausch, auf welchem Flüche-Stand der 15-jährige Bruder Stephanies ist - zum Entsetzen der Eltern. Ein im eigenen Urin eingelegter Elch wartet im Wohnzimmer auf seinen komödiantischen Einsatz, in jedem Raum der Hightech-Villa lauscht eine Verwandte von Apples Siri. Dies sind alles nur die modernen Zutaten für den klassischen Schwiegervater-Konkurrenzkampf.

Wenn bei der halbwegs ernsten Unterfütterung der Buchdruck ohne Chance gegen das Internet antritt, also das Baum-Massaker gegen eine papierlose Welt, muss selbst das Toilettenpapier für einen der schmierigen Scherze verschwinden. Ausgerechnet beim Toilettengang im papierlosen Haushalt gibt es einige technische Probleme mit der Hightech-Spülung eines Popo-Prototypen („Tesla of Toilets"), was zu Fäkal-Scherzen 2.0 mit einem Reboot des System von innen führt.

Bryan Cranston („Trumbo", „Breaking Bad") kann nicht nur in dieser peinlichen Szenen tatsächlich neben einem furios aufspielenden James Franco bestehen. Nach der Verlobungsanfrage kommt das Duell in Schwung, allerdings hat das große Kind Laird trotz aller Spleens mit einer entwaffnenden Liebenswürdigkeit immer die besseren Karten. So baute er für den Schwiegervater gleich zwei Bowling-Bahnen ... mit dessen Porträt als Dekoration! Dieser Schwiegervater-Klamauk kommt mit Produzent Ben Stiller aus der gleichen Ecke wie dessen Duells mit DeNiro. Es gibt auch einen „Inspector Clouseau"-Running Gag mit dem attackierenden Diener Gustav (Keegan-Michael Key), was allerdings nur noch der alte Mann Ned (er-) kennt. Ganz zu schweigen vom Ur-Opa dieses Genres, dem „Vater der Braut" mit Spencer Tracy aus dem Jahr 1950! Dazu noch ein Haufen Cameos von Teslas Elon Musk bis zu Kiss beim Heiratsantrag.

Wie extrem verklemmte, ältere Leute einen sehr verrückten Hightech-Guru treffen, muss man nicht unbedingt sehen wollen. Allerdings ist dieser Blödsinn richtig gut gespielt und vor allem, wenn er richtig überdreht, tatsächlich komisch.