23.1.17

Split (2016)

USA, 2016 Regie: M. Night Shyamalan mit James McAvoy, Anya Taylor-Joy, Betty Buckley 118 Min. FSK: ab 16

Der neue Film von M. Night Shyamalan ist eine schizophrene Angelegenheit: Zerreißende Spannung, psychologisch abenteuerlich unterfüttert, aber keine große Überraschung. Und dann, in einem banalen Finale, das man eigentlich schon aufgegeben hat, berühren die entgegengesetzten Schicksale zweier misshandelter Kinder. Dieser Film über eine 23-fach multiple Persönlichkeit hat zu viele Gesichter.

Die Entführung der drei Mädchen erfolgt schnell und professionell. Doch was will dieser Kevin (James McAvoy) mit seiner auffälligen Schmutz-Phobie von ihnen? Der Versuch einer Vergewaltigung scheitert, dann kommt der Entführer wie ausgewechselt freundlich und mit Blumen in die Zelle. Und danach mit quengelnder Stimme eines kleinen Jungen. Die kluge Casey (Anya Taylor-Joy) begreift, dass hier jemand eine gespaltene Persönlichkeit hat und versucht, die Einzelnen gegeneinander auszuspielen. Das wahre Ausmaß der Spaltung kennt allerdings nur die Psychiaterin Dr. Karen Fletcher (Betty Buckley), die Kevin und Barney und Patricia behandelt. So ist mal kein Cop, sondern eine Ärztin dem Täter auf der Spur.

Das Spiel von James McAvoy („Victor Frankenstein: Genie und Wahnsinn") mit seinen vielen Figuren und Facetten ist überzeugend, aber nicht wahnsinnig beeindruckend. Die körperlichen Transformationen im Finale des Kammer-Horror-Spiels machen alles unnötig zum Science Fiction. Denn während man auf die Tricks wartet, welche die kleine Casey einst von ihrem Jäger- und Survival-Papa gelernt hat, sind ja die inneren Kämpfe von Kevins Figuren um die Oberherrschaft, die Fraktions-Bildungen seiner komplexen Psyche schon ausreichend spannend, spannender als die Entführung. Trotzdem bleibt Kevin Konstrukt, an dem man bis zum Ende kaum Anteil nimmt. Die typische Überraschung im Finale von Shyamalan-Filmen wie „The Sixth Sense", „Unbreakable" oder „The Visit" ist diesmal nur ein lascher Scherz mit Bruce Willis. Die letzte Wende gelingt zumindest insofern, dass uns das Schicksal der beiden schrecklich misshandelten Kinder, die sich letztendlich gegenüberstehen, doch noch berührt. Aber auch das Ende von „Split" leidet an Schizophrenie, ist wie zerbrochenes Glas, wenn im dritten Anhängsel Willis überhaupt nicht dezent auf den Mr. Glass aus Shyamalans „Unbreakable" hinweisen muss. Warf man früher M. Night Shyamalan - fälschlich - vor, seine Filme wären nur wegen des Clous am Ende interessant, kann der spannende „Split" gar nur in Ansätzen und Ideen das Drehbuches von Shyamalan überzeugen.