21.11.16

Aloys

Schweiz, Frankreich, 2016 Regie: Tobias Nölle mit Georg Friedrich, Tilde von Overbeck 91 Min. FSK: ab 12

Als dem verschrobenen Privatdetektiv Aloys Adorn seine Kamera geklaut wird und ihm eine mysteriöse Frau als Finderin in Telefongespräche verwickelt, bekommt das Schneckenhaus des Sonderlings Risse. Bislang beobachtete er durch seine Kamera das Leben anderer. Und den Tod seines Vaters. Nun widersetzt sich Aloys zuerst den vorgeschlagenen „Telefon-Wanderungen", gemeinsamen Ausflügen der Fantasie. Doch der seltsame Kauz, der immer Distanz zu anderen Personen wahrt und selbst beim Benutzen der Sprachform Ersten Person Probleme hat, öffnet sich. Dann erkennt er im telefonischen Gegenüber seine Nachbarin Vera, gerade als die nach einem Selbstmordversuch aus dem anonymen Wohnblock abtransportiert wird.

„Aloys" zeigt eine einnehmend schöne Tragikomödie abseits von den Trampelpfaden dieses Genres: Es ist wunderbar, wie die Welten der beiden einsamen Menschen in surrealer Inszenierung zusammenkommen. Irre, wie die bebilderten Fantasien einmontiert werden, in die sehr reizvoll exakten Bildkompositionen, kühl wie der Protagonist selbst. Nun übers Telefon verbunden, gehen sie gemeinsam auf Spaziergänge, in den Zoo und zum Essen - während Vera tatsächlich in einem psychiatrischen Krankenhaus hockt. Umso trauriger wirken die Geschichten von lauter eingesperrten Tieren, aus dem Zoo, in dem sie gearbeitet hat. Aber die gemeinsame Fantasie schwingt sich auch zu einer richtigen Party in seiner „Stinkbude" auf. Sie holt ihn ins Leben zurück, allein über die Vorstellung, sie würden sich sehen. Bis er sich zwischen Fantasiefrau und der realen Vera entscheiden muss. Am Ende sind zwei Ebenen nicht mehr ganz voneinander entfernt.

Tobias Nölle erzählt in seinem sensationellen Spielfilmdebüt „Aloys" auf mehreren Ebenen, die man als fantastisch bezeichnen könnte, die jedoch auch einfach poetisch Facetten von Personen und Leben wiederspiegeln. Der Österreicher Georg Friedrich erweist sich als ideale Fremdkörper-Besetzung in Schweizer-Dialektumgebung.