5.7.16

90 Minuten - Bei Abpfiff Frieden

Israel, BRD, Portugal 2016 (Milhemet 90 hadakot) Regie: Eyal Halfon mit Moshe Ivgy, Detlev Buck, Norman Issa, Pêpê Rapazote 87 Min. FSK: ab 0

Die Idee dieser Polit-Komödie ist genauso hirnverbrannt, wie die Vorstellung, dass Fußball zur Völkerverständigung beitragen und friedlich sein könne: Die Besatzung Palästinas durch Israel soll mit einem Fußballspiel beendet werden. Wer gewinnt, bekommt das Land beider Staaten, die Verlierer müssen aus- und umziehen. Nun machen Israel und Palästina weltpolitisch immer großen Wirbel, sind aber tatsächlich kleine Länder. Auch fußball-technisch. So versuchen beide Seiten aufzurüsten. Die Israelis besorgen sich ausgerechnet einen deutschen Trainer (Detlef Buck), die Palästinenser schauen sich in der arabischen Welt um, wen sie nachträglich einbürgern können.

Als Schein-Dokumentation, wacklig aus der Hand gefilmt, steckt „90 Minuten" voller kleiner bissiger Bemerkungen, etwa in der Frage, wer Austragungsort dieses Spiels sein soll. Wembley geht nicht, weil die Engländer der Region dieses ganze Dilemma als Besatzungsmacht eingebrockt haben. Deutschland bietet sich angesichts der Vergangenheit nicht unbedingt an. Um die ganze Sache zu verdeutlichen, spielt auch der politisch unbedarfte portugiesische Verbandspräsident mit. Er versucht das ganze Dilemma zu verstehen und schaut erst mal auf der Karte nach, wo denn die beiden Länder liegen.

Während die IFA (statt FIFA) verzweifelt einen unparteiischen Schiedsrichter sucht, erfolgt die moralische Aufrüstung an Orten von Massakern, historischen Siegen oder Niederlagen. Selbst ein Besuch im Holocaust-Museum wird zur Motivation instrumentalisiert. Die israelische Besatzungsarmee verhindert unterstützend das Training des Gegners. Aber zum Glück gibt es ja die bewährten Schmuggel-Tunnel. Damit kommt der israelische Film zeitweise in den Absurdität-Sphären von Ephraim Kishon an. Die Komödie verliert aber bald an Tempo und Irrwitz.

Das Problem eines Spielers mit arabischen Wurzeln in der israelischen Mannschaft liefert den naheliegenden Hinweis, wie ähnlich sich alle sind, wenn da nicht die ebenso albernen wie mörderischen Religionen wären. Das thematisieren jedoch bessere Filme wie „Der Sohn der anderen" oder „Mein Herz tanzt" direkter und vielschichtiger. Es bleibt eine leidliche Komödie, die nichts Neues zum Verständnis hinzufügt, keine Vision hat und konsequenterweise auch mit seinem Ende die Zuschauer völlig in der Luft hängen lässt.