29.2.16

El Clan

Argentinien, Spanien 2015 Regie: Pablo Trapero mit Guillermo Francella, Peter Lanzani, Lili Popovich 110 Min. FSK: ab 16

Wenn der Vater mit dem Sohne durch die Straße von Buenos Aires fährt und Freunde des Juniors als Geisel erst in den Kofferraum, dann in den Familien-Keller sperrt, dann ist die argentinische Diktatur nicht weit. 1983, das Militär tritt nach dem verlorenen Falkland-Krieg zurück, machte Arquímedes Puccio (Guillermo Francella) einfach privat weiter, was er vorher für das Regime erledigte: Entführen, Foltern und Morden. Nur jetzt halt, wie ein junges Start Up-Unternehmen, im eigenen Keller. Tatsächlich hat nicht nur Österreich horrende Keller-Geschichten, auch die der Familie Puccio ist eine wahre.

Hinter der Fassade der angesehenen bürgerlichen Familie läuft ein florierenden Entführen und Erpressen. Mitten in diesem Zwiespalt steckt Alex (Peter Lanzani), ältester Sohn der Familie. Als erfolgreicher Rugby-Spieler ist er beliebt und kommt mit der Nationalmannschaft in der Welt herum. Er macht allerdings auch bei den Entführungen mit, ja lockt sogar Freunde als Opfer an. Alex schläft zu einem flotten Schlager mit seiner neuen Freundin, während die Schergen des Vaters die neue Geisel schlagen. Die Tochter sitzt wie ein normaler Teenager mit Kopfhörern auf ihrem Bett, im nächsten Raum wimmert die Geisel angekettet in der Badewanne.

Der übliche Vater-Sohn-Konflikt ist diesmal auch einer zwischen dem Paten einer Verbrecher-Organisation und seinem Gehilfen. Allerdings lebt Alex ganz gut vom Familien-Unternehmen und sein Widerstand hält sich in Grenzen. Die Normalität von Terrorherrschaft und Diktatur ist ein Echo der Militär-Diktatur Argentiniens. Vertraute Gespräche der Vaters mit einem „Commendatore" zeigen, dass alles weiterhin mit Wissen und Deckung von Polizei und Geheimdiensten geschah. So gewinnt die ebenso spannende wie unglaubliche Geschichte eine starke politische Dimension. Regisseur Pablo Trapero, der 2004 mit der Tragikomödie „Familia Rodante - Reisen auf argentinisch" erstmals auf sich aufmerksam machte, erhielt 2015 in Venedig den „Silbernen Löwen" für die „Beste Regie".