11.1.16

The Big Short

USA 2015 Regie: Adam McKay mit Christian Bale, Steve Carell, Ryan Gosling, Brad Pitt 131 Min. FSK: ab 6

Schon Andres Veiels Theaterstück „Das Himbeerreich" versuchte, Begriffe wie „Collateral Debt Obligations" und „Subprime-Darlehen" zu entschleiern, um den dahinter stehenden, gigantischen Banken-Betrug offenzulegen, der sich wiederrum hinter dem Euphemismus „Immobilienkrise" versteckt. Der bisher eher komödiantische Regisseur Adam McKay („Saturday Night Live", „Anchorman" 1 und 2) versucht sich nun ebenfalls an der Entmystifizierung der Finanzwelt: Er verfilmte mit dem Spielfilm „The Big Short" das gleichnamige Buch von Michael Lewis („Moneyball", „Blind Side").

Und es funktioniert - McKay mixt geschickt die in schöne Worte gehüllten Nebenschwaden der Banken mit interessanten Figuren. Also praktisch die unterhaltungs-technisch sehr faulen Kredite mit den AAA-Stars Christian Bale, Brad Pitt, Steve Carell und Ryan Gosling, die auch, wenn es um hochkomplexe Finanz-Betrügereien geht, daraus spannende Szenen spielen können.

Der große Crash, also der von 2008, die Sache wiederholt sich ja schließlich dauernd, der große Crash beginnt hier 2005. Gleich mehrere kluge Köpfe durchschauen die Mogelpackungen, mit denen sich Banken-Zocker bereichern. Was angeblich keiner ahnte, weil niemand hinschaute - außer ein paar Spinnern: Der spleenige Hedgefonds-Manager Michael Burry (Christian Bale), ein sozial ungeschickter Nerd, barfuss mit Hardrock auf Kopfhörern, prognostiziert das Platzen der amerikanischen Immobilienblase, aber niemand hört ihm zu. Deshalb startet er mit 1,3 Milliarden Dollar seiner Anleger eine Wette gegen den Immobilien-Markt, gegen das, was alle glauben. Die Anzugträger lachen sich kaputt - drei Jahre später sind ihre Firmen kaputt. Auch der seit dem Selbstmord seines Bruders verstörte Trader Mark Baum (Steve Carell), ein Don Quixote des Finanzmarktes, der geldgierige Deutsche-Bank-Makler Jared Vennett (Ryan Gosling) und der frühere, vom Finanzmarkt angewiderte Star-Investor Ben Rickert (Brad Pitt) wetten mit sogenannten „Shortings", Leerkäufen von Aktien großer Investmentbanken, gegen das faule System.

Wer jetzt abschaltet, dem fehlen die richtigen Bilder: In „The Big Short" erklärt eine Blondine im Schaumbad den langweiligen, verwirrenden Kram um die Zeitbombe fauler Kredite bei der Immobilien-Finanzierung. Selena Gomez erläutert im Casino Fallen von Spieltheorien. Mit solchen kleinen Scherzen ist der Film unterhaltsam aufgebaut, dazu gehört auch mal das Geständnis einer Figur, dass die aktuelle Szene nur erfunden ist. Persönliche Geschichten, oder besser: Psychoanalysen werden in die Kamera gesprochen, Zeitgeschichte ist mit ihren Produkten und Politikern dazwischen geschnitten, auch etwas von den Schicksalen der Käufer und Mieter dieser hinterhältigen Kredit-Angebote. In einer von Schuldnern verlassenen Neubau-Siedlung lauern nicht die Kredit-Haie sondern Krokodile im Pool.

„The Big Short" re-inszeniert diesen Riesenbetrug, für den schließlich noch immer Steuerzahler aufkommen und Sozialleistungen gekürzt wurden, als Krimi. Darsteller und Produzent Brad Pitt gibt die moralische Stimme, die anmerkt, dass bei einem Prozent mehr Arbeitslosigkeit 40.000 Menschen in den USA sterben. Es gibt deutliche moralische Urteile am Ende, während die Banker weiter auf ihre Kurse starren, und ein paar sehr bewegende Bilder der Folgen dieser Zockerei. Allein in den USA verursachte die hemmungslose Gier schmarotzerischer Banker acht Millionen Arbeitslose, 6 Millionen Menschen verloren ihr Zuhause. Dafür ist nur ein Banker in den Knast gekommen - alle anderen wurden mit Bonus-Zahlungen belohnt.