5.1.16

Je suis Charlie

Frankreich 2015 (L'humour à mort) Regie: Daniel Leconte, Emmanuel Leconte 90 Min. FSK: ab 0

Genau am 7. Januar des vergangenen Jahres wurden elf Mitarbeiter der französischen Satirezeitschrift „Charlie Hebdo" in ihren Pariser Redaktionsräumen ermordet. Die Regisseure des Dokumentarfilms „Je suis Charlie", Daniel und Emmanuel Leconte, hatten bereits mehrere der Zeichner für ihre Doku „C'est dur d'être aimé par des cons" interviewt, die den Prozess um die zuerst in einer dänischen Zeitung veröffentlichten Mohammed-Karikaturen 2005 begleitete. So ist „Je suis Charlie" gleichzeitig Erinnerung und versucht Hintergründe wie Ablauf der Tat nachzuerzählen.

Diese aneinander geklebten Teile informieren mit den notwendigen Fakten und Bildern, spannen den Bogen von einem wenig geliebten Satire-Magazin am linken Rand, für das nach den Morden Millionen weltweit auf die Straßen gingen. Trotzdem erweitert „Je suis Charlie" auch im Abstand von einem Jahr kaum das Verständnis eines vorinformierten Zeitungslesers.

Ein zu langes Kapitel versucht den Anschlag selbst mit den Aussagen der Überlebenden, die zum Teil den Tätern Türen öffneten oder angeschossen wurden, zu dramatisieren. Ein Ansatz, der genau die Ausbeutung durch Medien betreibt, von der sich einige der Betroffenen abgewandt haben. So sind einige Beteiligte explizit nicht am Film beteiligt. Zudem irritieren unnötige und störende Kamerabewegungen bei den Interviews. Nur am Rande kommen die weiteren Opfer der Anschlagsserie in dem jüdischen Supermarkt vor, wenngleich der Antisemitismus der Attentäter in klugen Sentenzen mit der Philosophin Elisabeth Badinter herausgestellt wird.

Die letzte Viertelstunde ist den Opfern gewidmet und an erster Stelle wieder dem besonders beliebten Provokateur Charb (Stéphane Charbonnier), trotzdem lernt man sie nicht wirklich kennen. Es bleibt schockierend zu sehen, welche Menschen umgebracht wurden. Wobei es einfach schockierend sein muss, dass überhaupt ein Mensch umgebracht wird. „Je suis Charlie" ist keine gute Dokumentation, aber ein notwendiger Film, um an diese Tat zu erinnern.