1.12.15

Im Rausch der Sterne

USA 2015 (Burnt) Regie: John Wells mit Bradley Cooper, Sienna Miller, Daniel Brühl, Omar Sy 102 Min. FSK: ab 6

Er ist der Beste und dazu noch besessen. Deshalb kann niemand dem Sterne-Koch Adam Jones (Bradley Cooper) eine zweite Chance verwehren, obwohl sein plötzlicher Abgang in Paris vor zwei Jahren ein Knaller war. Nun belagert Adam in London seinen ehemaligen Freund Tony (Daniel Brühl), um dessen Restaurant zu bekommen. Er bedrängt die junge Köchin Helene (Sienna Miller) bei einem befreundeten Konkurrenten, bis die bei ihm anfangen muss. Und beleidigt einen Fast Food-Zauberer, der sogar für einen Job bei Adam zahlen würde.

Dieser Protagonist ist ein jederzeit unsympathischer Typ, dazu cholerisch, rücksichtlos und egozentrisch. In seiner Küche herrscht ein Kasernenton; was nicht perfekt ist, fliegt in den Müll oder an die Wand. Ein Konkurrent charakterisiert Adam treffend als Süchtigen, der auch ohne Alkohol oder andere Drogen noch immer süchtig nach seinem eigenen Erfolgskick bliebe. Die Psychologin (Emma Thompson), bei der sich das schillernde menschliche Wrack wöchentlich auf Drogen testen lassen muss, braucht etwas länger und mehr Worte.

So verfolgt man Adams Kampf um drei Michelin-Sterne, die vorsichtige Annäherung einer alleinstehenden Kollegin, die handfesten Forderungen ehemaliger Drogendealer und zwischendurch immer mal die Herdplatte. Sehr viel Aufwand treibt der Film beim Darstellen von Zutaten und Zubereitung, die Ingredienzen in Form von Darsteller und Kamera sind auch nicht schlecht. Trotzdem wird man nie richtig warm mit Adam Jones und gerade der im deutschen Titel versprochene „Rausch" tritt nicht ein. Das trifft es das „Burnt" (verbrannt) vom Originaltitel besser: Inhaltlich könnte es packend sein, wie sich Adam aus seinem Panzer raustraut, den er sich nach einer persönlichen Verletzung zulegte. Mit der simplen Moral, ohne Liebe gibt es keine Sterne, ohne gegenseitige Liebe und (Be-) Achtung der Mitmenschen. Dabei interessiert - trotz seltsamem Dialekt - Daniel Brühls Figur des schwulen Restaurantchefs Tony viel mehr. Hier ist das Drama nur angedeutet, nicht ausgewalzt. Irgendwie bekommt man hier Lust auf eine einfache Portion Pommes oder auf Jon Favreaus genial lustvollen Kochfilm-Spaß „Kiss the Cook".