1.9.15

Königin der Wüste

USA 2014 (Queen of the Desert) Regie: Werner Herzog mit Nicole Kidman, James Franco, Damian Lewis, Robert Pattinson 128 Min.

Der ansehnliche Wahnsinn des in fortgeschrittener Karriere wieder richtig angesagten Werner Herzog zeigt sich diesmal in der weitgehenden Abwesenheit von allem, was für Herzog typisch ist. „Königin der Wüste" ist eine derart dreiste Schmonzette, angefangen bei der klebrigen Besetzung mit Nicole Kidman, James Franco und Robert Pattinson, dass es schon den Mut eines Kinski-Bändigers und Fitzcarraldo-Bezwingers bedarf, so was abzuliefern und auch noch auf einem großen Festival zu präsentieren! Aber es geht doch auch um Gertrude Bell, wiederum ein mutiger Charakter im Stile von Fitzcarraldo. Denn Frieden in den Orient zu bekommen, erweist sich als schwieriger, als ein Schiff über Berge zu transportieren.

Ein Star in weiter Landschaft: Nicole Kidman spielt die 1868 geborene Gertrude Bell, die als Historikerin, Schriftstellerin und Angehörige des britischen Geheimdienstes entscheidend an der Weichenstellung für die politische Neuordnung des Nahen Ostens um 1920 beteiligt war. Als weibliche Variante von Lawrence of Arabia ist sie - so vermittelt es der Film - für all die Grenzen verantwortlich, die uns heute im Nahen Osten und in Arabien Probleme machen. Kidman hält sich redlich auf den Dromedaren, James Franco gibt den ersten Liebhaber der Wüsten-Königin und Robert Pattinson ist als Lawrence eine Witzfigur.

Wir lernen Gertrude Bell als gebildete junge Frau kennen, für die in England kein geeigneter Mann und kein Platz in der Gesellschaft gefunden werden kann. Begeistert reist sie nach Teheran, um in der Botschaft zu arbeiten. Die Liebe zu dem Diplomaten und besessenen Spieler Henry Cadogan (James Franco) beendet dieser mit einem tragisch romantischen Sprung vor traumhafter und emotional aufgeladener Kulisse.

Getrud beginnt in ihrer Trauer als Forschungsreisende die Region zu erkunden. Das Osmanische Reich bricht zusammen, aber sie schummelt sich mutig durch die Herrschaftsgebiete, sucht selbst wahnsinnige Despoten auf und lernt junge Scheichs kennen, denen später von den westlichen Mächten die arabischen Länder von heute zugeteilt werden. Bell lernt Sprachen, übersetzt Literatur und wird über persönliche Kontakte zur Vermittlerin zwischen dem Orient und dem British Empire. Sie macht dem geckenhaft auftretenden Lawrence von Arabien (Robert Pattinson) alles vor, was diesen später berühmt machte.

Eine faszinierende Figur, deren Darstellung als Königin der Wüste dauernd an Nicole Kidman scheitert. Und trotzdem gelingt Werner Herzog, das was man nie von ihm erwartet hätte: Ein romantisches Filmchen. Mit aller Langeweile, mit viel Gelegenheit zum Fremdschämen und den Kinosaal-Wechseln. Doch irgendwie fehlte zwischen all dem Wahnsinn, zwischen „Aguirre, der Zorn Gottes", „Nosferatu", „Woyzeck", „Fitzcarraldo" oder „Bad Lieutenant" so eine schwer erträglich weichgespülte „Königin der Wüste".