17.8.15

Taxi (2015)

BRD 2014 Regie: Kerstin Ahlrichs mit Rosalie Thomass, Peter Dinklage, Stipe Erçeg, Antoine Monot jr., Robert Stadlober 98 Min.

Langsam wird es eng auf der Taxi-Spur im Kino: Nach dem iranischen Berlinale-Sieger „Taxi Teheran" und Ben Kingsley als New Yorker Taxi-Driver und Sikh-Exilant in „Learning to drive" nun die deutsche Literaturverfilmung „Taxi". Dabei kann die Komödie mit dem namens-rechtlich notwendigen Untertitel „nach dem Roman von Karen Duve" in Sachen Unterhaltung und Atmosphäre tatsächlich mit den internationalen Taxi-Modellen konkurrieren. Eine tolle Fahrt in Hamburger Nächte der 80er-Jahre.

Um im Genre des Taxi-Films zu bleiben, muss man mehr an die leidenschaftliche Dreiecksgeschichte „Die Taxifahrerin" (1980, „Extérieur, nuit") von Jacques Bral denken, als an Scorseses „Taxi Driver" Robert DeNiro. „Taxi" wird angetrieben von einer unkonventionellen, freiheitsliebenden jungen Frau. Die 25-jährige Alexandra (Rosalie Thomass) schmeißt ihre bürgerliche Ausbildung zur Versicherungskauffrau hin und wird ohne Orts- und sonstige Kenntnis Taxifahrerin in Hamburg. Kenntnis - und Sonstiges - wollen der gutaussehenden Frau ganz schnell eine Reihe seltsamer Jungs aus diesem Gewerbe vermitteln: Der typische taxifahrende Geisteswissenschaftler mit dem obligatorischen Buch vor der Nase (Robert Stadlober), ein geheimnisvoller, stiller Kollege namens Taxi-Mörder („Tech-Nick" Antoine Monot Jr.) und der sich selbst überschätzende, erfolglose Künstler Dietrich (Stipe Erceg), den Alexandra tatsächlich in ihre karge, aber eigene erste Bude und ihr Leben lässt. Etwas von ihr wollen meist auch die Fahrgäste, darunter in einer immer besoffenen Paraderolle zwischen eklig und sympathisch Armin Rohde.

Aus den lakonisch komischen Bemerkungen, mit denen Alex ihre Orientierungslosigkeit auf den nächtlichen Straßen und im Leben allgemein kommentiert, wird schon am Anfang klar, dass Dietrich nicht das Richtige ist. Dass es mit einem ungewöhnlichen Fahrgast etwas Besonderes wird, aber auch. Doch zu dem 1,35 Meter kleinen, aber charakterlich großen Engländer Marc (Peter Dinklage, leider unnötig synchronisiert) kann sich die bindungs-gestörte Frau, die Fahrgäste am liebsten aussteigen sieht, gar nicht bekennen. Es wird und bleibt eine Affäre, selbst als Dietrich sich selbst abschießt. Doch wie mit dem Taxiunternehmen geht es auch mit der allgemeinen Stimmung von Alex bergab. Für den türkischen Chef wäre mal wieder ein Totalschaden die Rettung. Alex spielt mit dem Gedanken ...

Freiheit hinter dem Lenkrad eines Taxis, bleibt eine seltsame idealistische Vorstellung. Aber zumindest an Verkehrsregeln brauchen sich Taxis ja nicht zu halten. Doch diese Metapher funktioniert sehr schön in der Geschichte von Karen Duve und in der atmosphärisch dichten Umsetzung von Regisseurin Kerstin Ahlrichs. Ihr gelang ein dichter Film um Freiheit und Mut zu Mehr, der großartig in Klamotten, Ausstattung und vor allem im exzellenten Soundtrack die Atmosphäre der 80er-Jahre atmet. Gut besetzt und gespielt kann man diese auf komische Weise lebens-weise Taxi-Fahrt auch ohne unnötige Hochgeschwindigkeit und hirnverbrannten Nervenkitzel genießen.