25.5.15

Das Zimmermädchen Lynn

BRD 2014 Regie: Ingo Haeb mit Vicky Krieps, Lena Lauzemis 90 Min. FSK: ab 12

Wie genial, dass die hochneurotische Lynn (Vicky Krieps) ihren Putzfimmel ausgerechnet als Zimmermädchen ausleben kann! Die sehr schöne Ergänzung der sympathischen Sonderlinge des deutschen Films muss dafür nach ihrer Entlassung aus der Psychiatrie allerdings erst mit ihrem alten und neuen Chef schlafen. Ziemlich unbeteiligt. Mit neugierigem Staunen verfolgt man im Weiteren den seltsamen Handlungen der entschlossen eigenen Lynn: Die immer in blauen Tönen Bekleidete zieht beim Dienst im Hotel die Unterwäsche einer Frau an und übernachtet unter dem Bett eines Gastes - während der auch dort schläft. Was ihr am nächsten Morgen ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Jedenfalls gibt ihr das mehr Befriedigung und menschliche Nähe als die kurzen Nummern mit dem Chef. Dann erlebt sie - wieder unter einem Hotelbett liegend - die Dienste einer Domina mit und ist richtig fasziniert. Lynn lernt die nur anfangs kühle Chiara kennen. Aus dem kleinen Rollenspiel entstehen große Gefühle und der kleine Film hebt ab zu einem großartig verträumten Happy End, in dem sich auch Lynns Leidenschaft für französische Filme erfüllt.

„Das Zimmermädchen Lynn" von Ingo Haeb nach Markus Orths gleichnamigem Roman inszeniert, ist eines dieser feinen Kunstwerke, deren große Freude man gar nicht mit dem Aufdröseln aller Glücksfälle kleinreden mag. Von der schönen Zeichnung dieser scheuen, aber entschlossenen Figur, über das treffende Spiel der Luxemburgerin Vicky Krieps stimmt alles. Dass es zur Mutter „ein weiter Weg" ist, gilt bei den genauen Dialogen voll leisem Humor selbstverständlich vor allem emotional. Spätestens wenn diese Mutter, weil sie beim Rasenmähen „fast ins Gras gebissen" hat, dann giftgrün im Krankenhaus liegt, wird die reizvolle Dramaturgie mit meist monochromen Farben um die im sanften Blau gehaltene Lynn klar. Da kann passend zur anfangs spröden Protagonistin eine Szene auch nur mal aus Minimal-Dialog bestehen: „Du?" „Ich!". Unter all dem besonders Erfreulichen und Beglückenden muss die Kamera von Sophie Maintigneux besonders erwähnt werden: Wie die Bildgestalterin bei „Siehst Du mich?" von Katinka Feistl, NeuFundLand" von Georg Maas, Philip Grönings „L'Amour" oder Rohmers „Das grüne Leuchten" hier nebenbei Häuser zu fast abstrakten Schluchten und Flächen gestaltet, ist ein eigenes Kunststück in diesem aus vielen Gründen unbedingt sehenswerten Film.