10.3.15

Kingsman - The Secret Service

USA, Großbritannien 2014 Regie: Matthew Vaughn mit Colin Firth, Samuel L. Jackson, Mark Strong, Taron Egerton, Michael Caine, Mark Hamill, Sofia Boutella 129 Min. FSK: ab 16

Mögen Sie klassische Agentenfilme? Wollten Sie schon immer mal der Bond von Sean Connery sein? Und der Schurke wie Gerd Fröbes Goldfinger oder Mads Mikkelsens Le Chiffre? Dann sind Sie bei den „Kingsman" am richtigen Ort: Eine sehr stilvolle Agenten-Clique wird gleichzeitig von einem wahnsinnigen Genie und vom frechen Nachwuchs aufgemischt. Dass neben Bond & Co auch Tarantino aufblitzt, dass die piekfeinen Briten vom unabhängigen internationalen Geheimdienst Kingsman mit waschechten Proletariern zu tun haben, macht die Spannweite richtig schön breit für einen großen Kinoerfolg.

Arthur, Lancelot und Galahad nennen sie sich. Merlin (Mark Strong) nimmt als Waffentechniker die Rolle von Q ein. Diese Agenten haben mehr Stil als Waffen im Hinterzimmer. So verbergen sie ihre Labors sowie eine unterirdische Super-Metro hinter der Fassade eines edlen Londoner Herrenausstatters namens Kingsman. Sie sind äußerst schlagkräftig, egal ob es gegen britischen Pub-Pöbel oder gegen einen Warlord hinter dem Hindukusch geht. Beim letzterem Einsatz beging Galahad (Colin Firth), oder Harry Hart im zivilen Leben, jedoch einen Fehler. Seitdem hat er ein Auge auf auf Gary 'Eggsy' Unwin (Taron Egerton), den Sohn des damals heldenhaft Verstorbenen. Dieser haltlose junge Mann wird von Harry aus dem Knast gerettet und muss sich in der Bewerbung für die Kingsman gegen einen Haufen snobistisch britischer Ekel bewähren. Bei härtesten Prüfungen befinden sich alle dauernd im freien Fall - und ein Fallschirm ist defekt! Während der geniale Industrielle Valentine (Samuel L. Jackson) meint, die Welt vom Virus namens Menschheit befreien zu müssen. Vermittels einer mörderischen Schwingung, die sich über gratis verteilte Mobiltelefone verbreitet...

Wer die tödlichste Filmszene überhaupt hinlegen will, braucht einen glaubwürdigen Super-Agenten (Colin Firth) und einen Super-Regisseur: Regisseur Matthew Vaughn produzierte Knaller wie „Bube Dame König grAS" (1998) und „Snatch - Schweine und Diamanten" (2000) bevor er 2004 direkt mit seiner ersten eigenen Regie „Layer Cake" begeisterte. Zwischendurch inszenierte er auch 2011 „X-Men: Erste Entscheidung". Nun darf er - auf Basis des Comics „The Secret Service" von Mark Millar und Dave Gibbons - mit Klassikern wie Michael Caine (Arthur) hemmungslos das Agenten-Genre plündern, vergisst aber nie, seinen Figuren auch richtiges Leben aus der Requisitenkammer mitzugeben. Colin Firth hatte zuletzt mal nicht jeden Monat einen sensationellen Film, sein „Railway Man" steckt in einem deutschen Termin-Rangierbahnhof fest, trotzdem sind seine Qualitäten unübersehbar ein Genuss. Nur wieso muss Samuel L. Jackson als Bösewicht neben seiner herrlichen Allergie gegen Blut auch noch penetrant lispeln? Das hätte er nicht nötig.

Gut choreographierte und geschnittene Action, vorwärts peitschende Musik und futuristische Agenten-Ausstattung - hier fehlt nichts. Dank geschickter Parallelmontage, die meist zwischen Klassikern und Nachwuchs wechselt, witzigen Dialogen, die genauer als Projektile treffen, und einer schier unübersehbaren Schar exzellenter Schauspieler verliert „Kingsman" nie seinen enormen Schwung. Im Gegenteil: Er übertrifft sich immer wieder selbst, bis zu einem Finale in dem auf wahnsinnige Weise Köpfe in die Luft fliegen und 'Eggsy' mit der schwedischen Prinzessin endgültig den Bond machen kann.

Und bei aller spannenden und komischen Popcorn-Lust, in der „Kingsman" auf hohem Niveau schwelgt, setzten sich nach dem Vergnügen angesichts deutlicher Klassenunterschiede, einer gefährlichen Smartphone-Epidemie und schockierend leicht käuflichen Politikern doch noch einige Gedanken im Kopf fest.