24.3.14

Zwischen Welten

BRD 2014 Regie: Feo Aladag mit Ronald Zehrfeld, Mohsin Ahmady, Saida Barmaki, Abdul Sala Yosofzai 103 Min.

Die in Wien geborene Regisseurin Feo Aladag („Die Fremde") schickt Ronald Zehrfeld („Barabara") als psychisch angeschlagenen Befehlshaber nach Afghanistan, um die Bevölkerung zu drangsalieren und in einer dramatischen Situation die Schwester eines Übersetzers zu retten. Dieser wird bedroht, weil er für die Bundeswehr arbeitet. Ein handwerklich gelungener und oft spannender Kriegsfilm, der aufgrund der einseitigen Sicht der Besatzer mehr als bedenklich ist.

Obwohl sein Bruder beim Kriegseinsatz in Afghanistan ums Leben kam, tritt der deutsche Soldat Jesper (Ronald Zehrfeld) dort zu einem zweiten Einsatz an. Nach knappen Besprechungen im klaren Militär-Stil fährt seine Einheit in gepanzerten Lastern, die in dieser Umgebung wie UFOs wirken, zu einem Dorf, in dem ein Ex-Taliban Schutz vor den Widerstandskämpfern erbat. Mit dabei ist der junge afghanische Dolmetscher Tarik (Mohsin Ahmady), der allerdings immer wieder seine Aufgabe vernachlässigt, weil in Kunduz seine Schwester allein Drohungen und Angriffen ausgesetzt ist. Den beiden Waisen wird vorgeworfen, dass Tarik mit den Besetzern zusammenarbeitet.

Als ein Auto mit einem verwundeten Kind zu schnell auf die deutsche Truppe zufährt, zeigt sich, wie angeschlagen Jesper (Ronald Zehrfeld) tatsächlich ist. Seine Überreaktion führt zu einer weiteren Schikanierung der Bevölkerung. Auch die „Zusammenarbeit" im Dorf vom Überläufer Haroon funktioniert überhaupt nicht, egal ob mit oder ohne Tarik. Der übersetzt zum Ausgleich sehr frei, was die Untertitel manchmal sogar witzig verraten. Aber das ändert nichts am mangelnden Verständnis der Soldaten für ihr Einsatzgebiet und die dortigen Menschen. Auch die Marschbefehle verhindern Zusammenarbeit, ja sogar dass gemeinsam gekämpft wird. Nur mit dem Übersetzer selbst kann der deutsche Kommandant ein persönliches Verhältnis aufbauen. Als Tariks Schwester dann auf offener Straße von einem Attentäter angeschossen wird, widersetzt sich Jesper den Befehlen und fährt das Mädchen zur lebensrettenden Behandlung ins deutsche Lager.

Feo Aladag inszeniert gekonnt und mit massiver Unterstützung der Bundeswehr eine sehr einseitige und beschränkte Sicht auf den Kriegseinsatz deutscher Soldaten in Afghanistan. Vor den von Kamerafrau Judith Kaufmann eindrucksvoll eingefangenen Landschaften werden Figuren und Situationen des „zwischen den Welten" Seins unmissverständlich aufgestellt: Der große aber sanfte Soldat mit der Macke und dem guten Willen. Die sympathische, tapfere und junge Afghanin, die studiert und ihrem faulen Macho-Chef die Meinung geigt, aber von den bösen, gesichtslosen Taliban bedroht wird. Der engagierte, offene und kluge Übersetzer, der gerne nach Deutschland fliehen würde, was aber das Auswärtige Amt verhindert, weil keine Beweise einer Bedrohung vorliegen. Besonders hier zeigt sich deutlich, wie einseitig das in sich funktionierende und gekonnt die Spannung haltende Konstrukt ist. Wäre Tarik ein Übersetzer für die russischen Besetzer und Vorgänger der Bundeswehr gewesen, also ein Kollaborateur, der Film hätte keine der aktuell reichlichen Länder- und Sender-Förderungen erhalten.

Der in Wien geborenen Regisseurin Feo Aladag („Die Fremde") „gelang" ein gut aussehender und funktionierender Film, der sich zur Komplexität der ganzen Hindukusch-Verteidigung verhält, wie die deutschen Truppen dort zum Land - es gibt nicht viel Verständnis und klappen tut auch nichts. Aladag tappt mit den gesichtslosen Gegnern und der einseitigen Perspektive in alle Fallen des propagandistischen Kriegsfilms. Dass die Regisseurin das Ganze noch handwerklich versiert mit Spannung und Lagerfeuer-Romantik garniert, macht die Propaganda für noch mehr deutsche Kriegseinsätze umso verachtenswerter.