17.3.14

Lone Survivor

USA 2013 Regie: Peter Berg mit Mark Wahlberg , Taylor Kitsch, Emile Hirsch, Ben Foster , Eric Bana, Ali Suliman 122 Min. FSK: ab 16

Was für ein schreckliches Drama: Da sind vier nette Freunde in Wald und Gebirge unterwegs und müssen dann gegen Horden schießwütiger Bauern um ihr Leben kämpfen. Wobei - eigentlich wollen die schwerbewaffneten us-amerikanischen Soldaten mitten im besetzen Afghanistan einen vermeintlichen Taliban-Führer ohne Gerichtsverfahren ermorden. Dass man jetzt mit den gejagten Jägern mitfühlen soll, bedarf schon einer ganzen Menge manipulativer Filmkunst. Im Übrigen wäre dieser komplette Film durch den Einsatz einer Drohne unnötig geworden.

Die unmenschliche, ja faschistische Härte einer Ausbildung zum Mörder in fremden Ländern zeigt sich schon im Vorspann: Genauso viele Wiederbelebungsversuche gibt es da, wie US-Soldaten, die ihre Ausbildung unter Demütigungen aufgeben müssen. Das Ergebnis sind dann bärtige Muskelpakete, deren Lebensinhalt aus Machoritualen besteht. Quasi „300" im Viererpack ohne Griechen, dafür haben die Helden wenigstens mehr an als nur Leder-Tangas.

Selbstverständlich kommt die menschliche Seite dieser staatlichen Mörder in Uniform nicht zu kurz: Der eine hat zum Beispiel furchtbare Sorgen, weil seine Frau zu Hause einem Kaufrausch unterliegt! Wie ernst diesen Leuten der Krieg wirklich ist, zeigt sich als sie als Codenamen Biermarken verwenden! Dazu gibt es als geistige Nahrung in Form von unablässig ruppig rumpelnden Kämpfer-Gedichten. Ernst Jünger hätte seine stählerne Freude dran.

„Lone Survivor" ist wieder so ein typischer Kriegsfilm, bei dem wir an der technischen Überlegenheit einer Seite teilhaben dürfen. Nahaufnahmen der Gegner gibt es eher selten, meist im Visier der Besatzer kurz vor dem Erschießen. Peter Berg benutzt eine ähnlich manipulative Montage wie Oliver Stone. Wobei der ja meint, damit immer pazifistisch zu wirken, während bei Berg Mordaufträge in besetzten Ländern möglichst cool und interessant aussehen sollen. Das ist etwas ganz anderes als der durchaus kritische Film „Zero Dark Thirty" von Kathryn Bigelow über die Ermordung bin Laden.

Inhaltlich steht endloses, sinnloses Geballere zentral, dekoriert mit pathetischen Heldentoden. Und dann wird uns zum Schluss noch das Märchen des Aufstandes eines Dorfes gegen die Taliban aufgetischt, nur zur Rettung eines verlorenen Soldaten. Tatsächlich fliegt dann sogar die Kavallerie ein - so etwas Abgedroschenes hat sich lange nicht mehr ins Kino getraut.

Das ganze Debakel hätte mit dem makabren Humor von „Very Bad Things", dem Regiedebüt des Schauspielers Peter Berg aus dem Jahre 1998, was werden können. Doch so ist „Lone Survivor" nur ein Werbefilm für die Armee, da können haufenweise aufwändige Landschafts- und Action-Aufnahmen nicht drüber hinweg täuschen. Und es ist auch ein Werbefilm für deren Ausstatter - man sollte sich mal überlegen, ob man mit dem Kauf eines Garmin-Navigationsgerätes oder einer Oakley-Brille die Kriege dieser Welt weiter mitfinanzieren will.

Doch der größte Hohn erwartet alle, die diesen Mist bis zum Ende ausgehalten haben, beim Abspann: Da hört man Peter Gabriel mit seiner konzertanten Version von „Heroes". Peter Gabriel, der sehr engagiert und auch klug für den Frieden auf der Welt kämpft, sollte mit so einem kriegstreibenden Gemetzel und dieser Glorifizierung von Besetzung und Unterdrückung nicht in Verbindung gebracht werden.