9.3.12

Gone

USA 2012 (Gone) Regie: Heitor Dhalia mit Amanda Seyfried, Jennifer Carpenter, Wes Bentley 95 Min.

Eine junge Frau schlägt sich durch ein Waldgebiet bei Portland. Systematisch sucht sie die Gegend ab. Was ein gelinder Auftakt mit gemächlicher Spannungssteigerung sein könnte, zieht sofort die Nerven auf Höchstspannung. Verständlich, denn Jill Parrish (Amanda Seyfried) wurde vor einem Jahr aus ihrem Bett entführt und fand sich in einem Erdloch wieder. Mit ein paar vergrabenen Leichen um sich herum. In letzter Sekunde konnte Jill fliehen, doch die Polizei glaubte ihr nicht. Die Frau landete sogar in der Psychiatrie und nimmt immer noch Pillen zur Beruhigung. Nun lässt uns der Film gerade genug Zeit, diese verzweifelte Situation der gleichzeitig übervorsichtigen wie entschlossenen Jill zu verstehen, da verschwindet schon ihre Schwester Molly (Emily Wickersham) unter exakt den gleichen Umständen. Jill weiß, dass sie nur bis zum Abend Zeit hat, Molly zu finden, bevor der Serientäter wieder mordet.

Da ihr bei der Polizei niemand der zu vertrauten Beamten glaubt, die sie merklich zu oft bemüht hat, macht sich Jill selbst mit beeindruckenden detektivischen Fähigkeiten auf die Spur. Hier zahlt sich aus, dass die kontrollierte Panik mit einer pedantischen Beobachtung kleinster Details einherging. Bald schon wird die Einzelgängerin sogar von der Polizei gejagt, weil sie als ehemalige Insassin der Psychiatrie eine Waffe mit sich führt und auch bei den Befragungen schnell einsetzt. (Endlich ist es mal glaubhaft, wie es zu diesem „double bind" kommt.) Zudem zahlen sich auch ihre Selbstverteidigungskurse aus, manchmal in einer überzogenen Reaktion am Falschen.

Effizient und immer unter Spannung. So wie sich Jill verhält, wirkt auch der Film „Gone". Zwar trägt er in Musik und den Perspektiven vermeintlicher Beobachter etwas dick auf, auch eine frühe Duschszene wirkt nur am Rande als augenzwinkernder Psycho-Verweis, doch insgesamt kommt Regisseur Heitor Dhalia in seinem ersten US-Film mit seinem Stil direkt ans Ziel. So ein Talent macht neugierig auf die früheren Filme des Brasilianers. Hauptdarstellerin Amanda Seyfried, die oft in Serien auftauchte und bei „In Time" noch als etwas anämische Luxus-Tochter nicht besonders auffiel, kommt hier richtig groß raus. Nicht nur wenn sie mit ihren Riesen-Augen Mitleid heischt, auch die Mischung aus ängstlicher Vorsicht und verzweifeltem Mut gelingt ihr hervorragend. Ein in jeder Hinsicht spannender Film.