24.1.12

Drive

USA 2011 (Drive) Regie: Nicolas Winding Refn mit Ryan Gosling, Carey Mulligan, Bryan Cranston 101 Min. FSK ab 18

„Autopilot" wäre ein guter Name für jemanden, der regungslos wie eine Maschine nicht nur durch den Straßenverkehr - selbst bei heftigster Polizeiverfolgung - sondern auch durch's Leben kurvt. Der Stunt-Fahrer beim Film (Ryan Gosling), der nur Driver genannt wird, ist so ein Automat. Regen tut sich bei ihm allein das Streichholz im Mund, die Mimik bleibt stoisch - eine perfekte Rolle für Gosling!

Auch die Musik im Auto weicht nicht vom gradlinigen Techno-Drive mit den satten Bässen ab. Es scheint, dieser Sound treibt das Auto an, mit dem der Driver im Nebenjob zwei Räubern zur Flucht verhelfen soll. Mit der Perfektion eines Uhrwerks hängt der Raser sogar Polizeihubschrauber ab. Ohne viele Worte begegnet und hilft der Auto-Fan auch seiner Nachbarin Irene (eindrucksvoll: Carey Mulligan!) und deren Sohn. Da passen zwei auf zurückhaltende, höfliche und stille Weise zueinander. Selbstverständlich findet so was wie Romantik auf den Straßen von L.A. auch im Auto statt. Doch dann kommt Irenes Mann Gabriel überraschend früh aus dem Knast, der Driver zieht sich zurück. Ja, versucht sogar, zu helfen, als Gabriel direkt wieder Probleme mit ganz gefährlichen Leuten bekommt. (Ron Perlman gefällt als gnadenloser Geldeintreiber Nino). Wie es in dem dunklen Genre kommen muss, auch wenn es mit modernem Neon ausgeleuchtet ist, verstrickt sich der schweigsame Außenseiter tragisch in einen zu großen Kampf. Nun muss er seine eigene Haut retten, doch die College-Jacke mit dem prolligen Skorpion-Aufnäher wird Flecken bekommen...

„Drive", die angeblich beste Regie von Cannes 2011, ist ein völlig unoriginelles und brutales Action-Filmchen der Art, die Hollywood fast im Wochenrhythmus raushaut („Transporter", „Fast & Furious"). Der dänische Regisseur Nicolas Winding Refn machte zuvor mit dem ähnlich brutalen „Walhalla Rising" (2009) und vielsagenden Titeln wie „Pusher", „Fear X" oder „Bleeder" auf sich aufmerksam. Allerdings verbreiten Kritiker-Kollegen auch Lobeshymnen zu „Drive", der ein „Neo-Noir-Thriller" sein oder Hommage an Gangster-Filme der 80ger. Wer allerdings mehr als nur Genre-Mechanik will, wird hier vor die Wand gefahren.