30.7.11

Super 8

USA 2011 (Super 8) Regie: J.J. Abrams mit Kyle Chandler, Joel Courtney, Elle Fanning, Gabriel Basso, Noah Emmerich, Ron Eldard 112 Min. FSK ab 12

Nach der sensationelle TV-Serie „Lost" und seinen Spielfilmerfolgen „Mission: Impossible 3" sowie „Star Trek" begeistert Produzent, Autor und Regisseur J.J. Abrams auch mit seinem neuesten Spielfilm „Super 8".

Ferien 1979: Have a great summer - die vom Hollywood-Film so vertrauten Sommerferien der US-Kids und (wieder) die Geschichte eines hochspannenden Sommers: Joe Lamb (Joel Courtney) ist noch längst nicht über den Tod seiner Mutter hinweggekommen, die in der lokalen Fabrik verunglückte. Ablenkung bietet sein bester Freund Charles (Riley Griffiths), ein begeisterter Hobby-Regisseur von ziemlich guten Zombie-Filmchen auf Super 8-Material. Der einsame Joe, dessen Sheriff-Vater vor lauter Trauer und vor Sorge um das Städtchen keine Zeit für das eigene Kind hat, macht als Spezialist für Maske und Modelle mit. Völlig hin und weg ist er, als die reife und coole Alice Dainard (Elle Fanning) die einzige Frauenrolle spielt. Beim nächtlichen Dreh an einem verlassenen Bahnhof kriegen die Jungs angesichts von Alices Schauspielkunst den Mund nicht mehr zu. Nur ein Güterzug, der bald schier endlos endgleist, ist eine noch größere Sensation. Im allgemeinen Fliehen und Krachen läuft die Super 8-Kamera weiter, um sehr viel später ein Geheimnis zu enthüllen.

Was sich wie ein gradliniger Thriller-Plot anhört, ist an Geschichten, Figuren und Stilen wesentlich reicher: „Super 8" mischt nicht nur gekonnt die Sommergeschichte von „Stand by me" mit dem Kinder-Science Fiction „ET". Der Autor Abrams punktet gleich in mehreren Genres, auch im Horror-Film oder mit einem gigantischen Zugunglück auch bei den größten Katastrophen der Filmgeschichte - positiv gesehen! Schon das sorgfältige Setting gibt dem Film emotionales und intellektuelles Gewicht: Gerade sind auf Three Miles Island fast amerikanische Atommeiler in die Luft geflogen. Der Walkman war neu und noch nicht der vergessene Vorgänger vom bald vergessenen iPod. Sorgsam und liebevoll wird das Zeitkolorit der späten 70er-Jahre wachgerufen, Musik mit bekannten Songs der Epoche unterstützt das Gefühl. Doch vor allem ist „Super 8" spannend, hochmagnetisch und elektrisierend. Denn was bisher nur der Lehrer Dr. Woodward - ja, er heißt so wie der Bob von Watergate - wusste und was ihn veranlasste, den Zug entgleisen zu lassen, ist ein explosives Geheimnis: Die Armee hält ein Alien gefangen! Produzent Steven Spielberg, der den jungen Super 8-Filmer Abrams einst entdeckte, steht Garant dafür, dass diese unheimliche Begegnung der dritten Art letztlich eine friedliche ist. Das kann auch die Armee nicht verhindern, die das kleine Örtchen in Ohio abriegelt, unter viel Geheimniskrämerei evakuiert und schließlich völlig die Kontrolle über ihre Waffen verliert.

Mitten im groß inszenierten, kriegs-ähnlichen Chaos finden Joe und Alice als mutterlose Jugendliche zueinander. Denn auch Romantik darf in diesem kompletten und komplett gelungenen Film nicht fehlen. Elle Fanning („Somewhere", „Der seltsame Fall des Benjamin Button") spielt eindrucksvoll jemanden der sensationell gut spielt. Spätestens mit dieser einsamen weiblichen Super-Besetzung wird klar, dass der große J.J. Abrams die Regeln des kleinen Super 8-Filmers Charles beherzt: Eine attraktive Frau muss im Film sein und dazu eine ganze Menge „production values" in Form von purzelnder Güterzüge und gut ausgerüsteter Armeen. Dass eine gute Geschichte (Autor: J.J. Abrams) und die sorgfältige Inszenierung (Regisseur: J.J. Abrams) auch zu einem super Film gehören, erscheint ihm wohl selbstverständlich.