22.3.11

Der letzte Tempelritter

USA 2010 (Season Of The Witch) Regie: Dominic Sena mit Nicolas Cage, Ron Perlman, Claire Foy, Ulrich Thomsen, Christopher Lee  95 Min. FSK ab 16

Schon 1332 machten gedankenlose Soldaten den Mörder im Namen irgendeines Gottes. 1333, 1334 usw., Jahr um Jahr morden die Kreuzritter weiter. Der Dienst dauert viel länger, als vereinbart. Ein versprochener Abzug lässt auf sich warten. Irgendwann mitten im Gemetzel öffnet Behmen (Nicolas Cage) die Augen und erkennt, dass er gerade eine junge Frau auf seinem Schwert ersticht. Das schreit nach Sühne. Wieso - nach langer Reise in Österreich gelandet - nicht eine junge Frau, die der Hexerei verdächtigt wird, retten? Was Sinnvolleres konnte man im Mittelalter scheinbar nicht mit seinem schlechten Gewissen anfangen. Aber auch anderes ist abwegig in diesem Film: Hier gibt es tatsächlich Hexen, die Steiermark liegt am Meer und der Teufel ist wieder mal kein Eichhörnchen sondern ein übertriebenes Monster aus der digitalen Trickkiste.

Inmitten einer pestgeplagten Landschaft zieht Behmen los, das Mädchen im Käfig und begleitet von seinem Kumpel Felson (Ron Perlman), dem Ritter Ekhart (Ulrich Thomsen), einem Mönch, einem Dieb und einem Praktikanten. Das hört sich schon viel interessanter an, als es letztlich wird: Beim langen Ritt durch ausführlich abgefilmte Berge und Wälder sterben einige der Gefährten, am Reiseziel, einem Kloster, liegen nur noch Leichen und jetzt kann sich Behmen endlich mit einem digitalen Monster prügeln.

Die erste Enttäuschung ist der Filmtitel, der sich von der Hexen-Saison im Englischen zum sinnentfremdeten Kreuzritter im Deutschen wandelt - DAS ist das Letzte! Nicolas Cage trägt wieder langes, lockiges Haar durch die Landschaft und schaut vertraut ernst in dieselbe. Es gibt etwas Action, ein paar Gruselszenen, Wölfe mit einem Lemming-Gen, die den Reisenden direkt ins Schwert springen, und andauerndes Kopfschütteln über diese einfältige „Âventiure". Die mittelalterliche Erzähl-Formel erweist sich - trotz teurer Kulissen und auch wegen unerträglich dick aufgetragener Musik - vor allem für das Publikum als Bewährung. Ganz entfernt winken Polanskis „Die neun Pforten" herüber, aber da konnte man sich von echten Hexen noch verzaubern lassen.