24.11.10

Au revoir Taipeh


USA, Taiwan 2009 (Yi yi tai bei) Regie: Arvin Chen mit Jack Yao, Amber Kuo, Joseph Chang, Lawrence Ko, Frankie Gao 84 Min. FSK ab 6

Es ist ein äußerst munterer Reigen, der sich da im nächtlichen Taipeh tummelt: Der liebeskranke junge Kai braucht dringend Geld, um seine Freundin in Paris zu treffen, da diese Schluss gemacht hat. Bao, der stadtbekannte, alte Gauner, der offiziell in Immobilien macht, bietet ihm einen Deal an: Kai solle ein Päckchen abliefern, dann könne er schon am Morgen losfliegen. Hong, Neffe und rechte Hand Baos, will mit seiner Gang aus in orangen Anzügen gekleideten Jung-Gangstern diese sicher wertvolle Ware abfangen und selber einsacken. Hinzu kommt die nette Buchhändlerin Susie, die auf Kai steht, sowie ein verlassener Polizist. Und alle rennen sie umeinander her im nächtlichen Taipeh.

Was jetzt allerdings keineswegs hektisch geschieht: Kai und sein Freund gehen mit der heißen Ware erst einmal essen und vermitteln uns ein paar Eindrücke vom Nachtmarkt der taiwanesischen Hauptstadt. Dort tauchen auch die albernen Möchtegern-Gauner in orange auf, deren Frisuren noch dämlicher sind als ihr Verhalten. Während sich alle über Gangsterfilme im Fernsehen amüsieren, gibt es unter Gypsy-Swing auch mal eine verzögerte Verfolgungs-Jagd, weil Rennen in der U-Bahn verboten ist. Action wird hier in Swing übersetzt und dann wieder mit einer Tanzgruppe im Park pausiert.

Das gemächliche, von einem Jazz-Score begleitete Großstadttreiben in neon-bunter Nacht erinnert etwas an den frühen Wong Kar-Wai, ist allerdings mit weniger Stilwillen inszeniert. Sehr humorig und sympathisch ist es trotzdem. Auch mit zwei Beziehungsdramen bleibt alles harmlos verspielt, ein melancholischer Swing, der von Woody Allen sein könnte, wenn dieser 60 Jahre jünger und irgendwo in Asien leben würde.