7.9.10

Verlobung auf Umwegen


USA 2010 (Leap Year) Regie: Anand Tucker mit Amy Adams, Kaitlin Olson, Matthew Goode, Adam Scott 97 Min.

Was ist bloß mit den amerikanischen Männern los? Und mit guten alten Traditionen wie Auf-die-Knie-fallen und Um-die-Hand-anhalten? Wenn es wieder mal nicht mit den unromantischen Karrieretypen klappt, hilft nur eine Irland-Reise. Dorthin wo die Wiesen noch grün, die Rothaarigen keine Tönung benutzen und die Kerle noch echt sind. Per Flugzeug oder im Kino...

Anna (Amy Adams, „Sunshine Cleaning“) aus Boston hat seit vier Jahren so einen aalglatten Erfolgsmann an der Backe: Jeremy (Adam Scott) ist Herz-Chirurg, aber kein Herzspezialist. Er küsst Anna nie auf den Mund, schaut beim Essen auf eklige OP-Handyfotos statt in ihre Augen und fühlt sich damit auch noch gut. Doch nach vier Jahren Beziehung reicht es Anna. Als Jeremy zu einer Konferenz nach Dublin fliegt, erinnert sie sich an eine alte irische Tradition: Jedes Schaltjahr am 29. Februar darf die Frau dem Mann einen Antrag stellen. Doch der Trip nach Irland beginnt mit einer Notlandung im falschen Hafen. Die „Madame aus Boston“ strandet in einem kleinen Kaff voller Sonderlinge und mit einem Schnuckelchen hinter der Theke von Kneipe, Restaurant, Hotel und Taxizentrale. Dass beim ersten Anblick des ruppigen Declan (Matthew Goode, „Wiedersehen mit Brideshead“) in Bezug auf den weiteren Verlauf der Romantischen Komödie alles klar und sowieso vieles vorhersehbar ist, stört den Spaß nicht. Zu trefflich vergnügt das Hickhack der Verliebten aus gegensätzlichen Welten, die ihre wahren Gefühle längst noch nicht ahnen.

Immer wieder treibt es amerikanische Filmfrauen - bevorzugt rothaarig oder mit irischen Wurzeln - in die archaischen Gefilde vermeintlich ursprünglicher Gesellschaften. Ob die Wahlkämpferin in „Heirat nicht ausgeschlossen“ (USA 1997, The Matchmaker), die in Irland eigentlich Kennedy-Wurzeln sucht, aber endlich einen Mann findet, oder zuletzt die todunglückliche Witwe in „PS - Ich liebe dich“, die eine neue Liebe findet. Declan bringt das Dilemma hervorragend auf den Punkt, als er sich breit auf das einzige Bett fläzt: „Ihr wolltet doch die Gleichberechtigung!“  

Aber keine Sorge, am Ende werden im netten Frauenfilm „Verlobung auf Umwegen“ gleich zwei Männer vor ihr auf die Knie gehen. Vorher ist Anna auf ihrer Odyssee nach Dublin allerdings dem speziellen Charisma ihres spröden Begleiters ausgeliefert. Sie verwüstet in Minuten das bescheidene Hotelzimmer und das Stromnetz des Dorfes. Er fährt sie im Gegenzug in einem klapperigen alten R4, dessen Rot wunderbar zum Grün der traumhaften Landschaften passt. Sie weiß alles immer besser, bis sie mit ihren 600 Dollar-Schuhen in einen Kuhhaufen tritt oder sich den Koffer rauben lässt. Dieser ständige Begleiter und gelungene Rolling Gag erhält von Decan gleich den Namen Louis (Vuitton) aufgeklebt. Rustikale Steinmauern gehören hier ebenso dazu wie seltsame Käuze und lustiger Aberglaube. Dass sich Anna sehr dämlich anstellt, wie sie mit hohen Hacken durch grüne Wiesen stöckelt, wird emanzipatorisch dadurch ausgeglichen, dass auch Declan ganz schon blöd aus der lässigen Wäsche schauen kann. Also findet die gut inszenierte und anständig gespielte Romantische Komödie auch hier das richtige Maß.