20.4.10

Here & There


Serbien, Deutschland, USA 2009 (Tamo I Ovde) Regie: Darko Lungulov mit David Thornton, Mirjana Karanovic, Branislav Trifunovic 84 Min.

Frustriert in „Fucking New York City“ - Robert (David Thornton) ist ein 52-jähriger Saxophonist, der schon lange nicht mehr gespielt hat, aber noch immer wie ein Musiker aussieht. Weißes Hemd auf schwarzer Anzughose, ein weißbärtiger Typ mit wilden Haaren. Doch nur seine Frisur ist noch aufstrebend. Robert kann nicht mehr spielen, fühlt sich depressiv. Er fliegt aus seiner Wohnung raus und zieht bei einer alten Freundin (Thorntons Frau Cyndi Lauper) ein, die ihn aber auch nur kurz aushält. In seiner allgemeinen Ratlosigkeit nimmt er das Angebot seines Umzugunternehmers an: Der junge Serbe Branko (Branislav Trifunovic) gibt ihm 5000 Dollar, wenn Robert nach Belgrad fliegt, um Brankos Freundin Ivana zu heiraten, damit diese in die USA einreisen kann.

Belgrad bedeutet erstmal im Taxi warten, bevor der Fahrer eine Partie Schach auf der Motorhaube beendet hat. Während der Fahrt muss sich der Amerikaner dann als Kriegsverbrecher beschimpfen lassen. Beschwingt vom Balkan-Polka ergeben sich dem Griesgram dort gemütliche Sight-Seeing-Touren, die auch die zerbombten Häuser der letzten Friedensmission der UN zeigen. Mit seinem Missmut ist Robert bei den Serben gut aufgehoben, die sich als überlegen auf dem Gebiet der Frustriertheit erweisen. Robert kommt bei Brankos Mutter Olga unter. Dank der bald aufkeimenden Zuneigung sieht die Welt besser aus und funktioniert sogar der Aufzug wieder.

Nicht nur Olga, die mit ihren Balkon-Pflanzen spricht und will, dass Robert ihnen etwas vorspielt, muss man gern haben. Der ganze Film ist ein einziger Sympathie-Träger, trotz oder vor allem wegen des grummelnden Roberts. Ohne großen Aufwand, mit viel Handkamera vor Ort gedreht, ergibt sich ein verspieltes Schlurfen, das exakt die Stimmung des Films ausmacht. Robert ist ein „Durchhänger“ wie John Lurie und Tom Waits früher bei Jim Jarmusch. Und irgendwie entspricht das Grau Belgrads, entsprechen die schwarz-weißen Klamotten Roberts dem Schwarz-Weiß von „Down by Law“.